Am 3. Oktober 2009 gestaltete der Kirchenchor, begleitet vom Jugendprojektorchester der Pfarrei, eine kirchenmusikalische Vesper mit dem Titel „Die Einheit in der Vielfalt“. Sie war ein Geschenk an Richard Huber zu seinem Abschied als Pfarrer von Ohlsbach. Mit dieser Vesper bedankte sich der Kirchenchor Hl. Dreifaltigkeit Ohlsbach für seine 18-jährige Begleitung als Präses und seine uneingeschränkte Unterstützung in all diesen Jahren. Die Vesper spannte einen musikalischen Bogen über die fünf großen christlichen Konfessionen mit Werken von Monteverdi, Bartolucci, Mendelssohn-Bartholdy, Wilson, Parry, Schellenberger und Rimski-Korsakow. Zu Pfarrer Hubers großer Überraschung und Freude wurde sie vom evangelischen Pfarrer Jan Mathis aus Gengenbach geleitet. Dadurch konnte, zumindest in einem kleinen Ansatz, die Vielfalt der Konfessionen vereint werden.
Das Titelbild der Vesper zeigt die heute noch erhaltene Höhlenkirche in der Nähe der Stadt Antakya im Süden der Türkei, dem früheren Antiochia am Orontes. Sie ist die einzige dort verbliebene christliche Spur aus der Antike. Der Überlieferung nach versammelte sich hier die erste christliche Gemeinde um Barnabas, Petrus und Paulus, um Zeugnis ihres Glaubens abzulegen und die Botschaften Jesu hinauszutragen in alle Welt. Somit gilt sie als Urkirche aller christlichen Konfessionen.
Ulrike Neff schrieb im Programmheft:
„Die Einheit in der Vielfalt der christlichen Kirchen ist der „Blickwinkel“, unter dem viele verschiedene Aspekte, Musiken, Komponisten, vor allem aber die Eigenheiten der Liturgien der fünf großen christlichen Konfessionen zusammengeführt wurden.
So hat beispielsweise die katholische Liturgie mit Claudio Monteverdi einen großen Vertreter ihrer Konfession, dessen „Marienvesper“ als unübertreffliches Werk des Umbruches vom polyphonen Stil der niederländischen Schule zum beginnenden Barock gilt.
Die evangelische Liturgie findet in den Psalmvertonungen von Mendelssohn-Bartholdy ihren Ausdruck. Mendelssohn verwendet ausschließlich lutherische Psalmtexte. Den Psalm „Wie der Hirsch schreit“ hat er größtenteils auf seiner Hochzeitsreise in einem Freiburger Hotel mit Blick auf das Münster komponiert.
In der anglikanischen Liturgie findet sich die Besonderheit, dass im sogenannten „Evensong“, einer abendlichen Vesper-Form, nach dem Magnificat noch das Nunc dimittis anschließt. So findet sich nach dem „Lobpreis der Maria“ über Gott also der „Lobpreis des Greises Simeon“ über das Jesus-Kind, von dem er sagt: „Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast“.
Der „Lichthymnus“ der griechisch-orthodoxen Kirche verkörpert den Gedanken des Lichtes vom Lichte. In beeindruckender Weise nehmen die Mönche in den Meteora-Klöstern die Kerzen in ihre Hände, um dann in der Dunkelheit der Klosterkirche diesen Lobgesang in ihrer Sprache zu singen.
Das „Gospodi pomiluj“, also das „Herr erbarme Dich“, ist eines der klassischen Elemente der russisch-ortodoxen Liturgie. Nach rezitierten Fürbitten des Vorsängers stimmt dann der Chor jeweils in diese Anrufung ein. Auch das „Vater unser“, das in der Schlichtheit der Komposition von Rimsky-Korsakow erklingt, ist exemplarisch für diese Musik. Lange Töne und kaum wechselnde Akkorde verhelfen zu einer zutiefst religiösen Haltung bei diesem Gebet, das alle christlichen Konfessionen eint.“
Wie der Hirsch schreit
“ … nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu Dir“. Mit der Vertonung des 42. Psalms von Felix Mendelssohn-Bartholdy begann der evangelische Teil der Vesper.