Wenn man an die Musik in der Weihnachtszeit denkt, denkt man möglicherweise nicht auf Anhieb an ein Wiegenlied. Und doch, was liegt näher? Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einer Geburt unter widrigsten Umständen, von Todesdrohung, von Flucht und Verfolgung, von Obdachlosigkeit und Schutzbedürfnis. In solchen Situationen gibt es wahrscheinlich keine wirkungsvollere Methode, ein Kind zu beruhigen, zu trösten und in den Schlaf zu wiegen als ein Wiegenlied. Und keine schönere obendrein. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Maria ihrem Neugeborenen Wiegenlieder gesungen hat.
Viele Komponisten sind dieser Vermutung gefolgt und haben Wiegenlieder in ihre Weihnachtswerke eingeflochten, Johann Sebastian Bach in seinem Weihnachtsoratorium mit den Arien „Schlafe, mein liebster“ und „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder“, Max Reger mit „Mariä Wiegenlied“, Edvard Grieg mit dem „Weihnachtswiegenlied“, John Rutter mit „Christmas Lullaby“ und viele andere.
John Rutter ist ein zeitgenössischer Komponist und Chorleiter. Wie sein Name vermuten lässt, entstammt er dem englischsprachigen Raum. Er ist 1945 in London geboren und wurde im Laufe der Jahre zu einem der bedeutendsten und auch populärsten Komponisten für Chorwerke. Er leitet die „Cambridge Singers“, einen Chor, den er 1981 gegründet und zu großen Erfolgen geführt hat. Der Kirchenchor Ohlsbach wagt sich immer wieder gerne an seine Werke heran und hat in der Messe am ersten Feiertag unter anderem sein 1989 entstandenes Weihnachtswiegenlied in der deutschen Übersetzung gesungen: „Strahlend und hell scheint ein Licht über Bethlehem“. Wir wurden begleitet von Daniela Neff, Violine sowie von Ruth Gröning und Janika Müller, Querflöte. „Christmas Lullaby“ – so der Originaltitel des Werkes – ist ein wunderbar ruhiges und sanftes Weihnachtslied, denn „Engel erfüllen die Lüfte mit Schall“.