Fronleichnam

Die große Glocke der Pfarrkirche blieb um 8 Uhr am Fronleichnamsmorgen stumm, und dies war ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Gottesdienst im Freien auf dem Boerscher Platz stattfinden konnte. Bei trockenem Wetter, angenehmen Temperaturen, mit Salutschüssen vom Weinberg und unter den Klängen der Musik- und Trachtenkapelle Ohlsbach zelebrierte Pfarrer Würtz die Eucharistiefeier auf dem schönen Platz mitten im Ort.

primizkelchIn seiner Predigt erinnerte er an das letzte Abendmahl, den Ursprung der Eucharistie, die mit der Fußwaschung begann als untrüglichem Zeichen der Zuneigung und Liebe. Er lenkte den Blick auf einen kleinen Kelch, der fast unscheinbar auf dem Altar stand. Er war vor etwa 70 Jahren zum Primizkelch eines Verwandten bestimmt, der jedoch in den Wirren des zweiten Weltkriegs kurz vor seiner Priesterweihe ums Leben kam. Eine Tante schickte den Kelch an ihren Heimatpfarrer, der im KZ Dachau einsaß, weil er polnischen Zwangsarbeitern die Teilnahme an der Eucharistiefeier erlaubt hatte. Der Pfarrer überlebte seine Gefangenschaft und nach seinem Tod gelangte der Kelch über weitere Zwischenstationen schließlich an unseren Pfarrer und wurde sein Primizkelch. Da stand er nun nach einer  bewegten Vergangenheit, nach Zeiten „der Gewalt, der Menschenverachtung, des Zynismus, des Todes und der Lieblosigkeit“ als Symbol der Eucharistie und damit der Liebe in Ohlsbach auf dem Altar.

Die anschließende Prozession begann mit der ersten Station auf dem Boerscher Platz („Gebet und Segen über die Kirche Gottes“) und führte durch den geschmückten Ort, vorbei an kunstvollen Blumenteppichen, zu den Altären in der Heimgasse („Gebet und Segen über Regierung und Volk“) und auf dem Dorfplatz („Gebet und Segen über die Feldfrüchte und die Arbeit“). Wie jedes Jahr begleitete der Kirchenchor die Prozession mit festlichen Liedern. Den Abschluss bildete die vierte Station in der Pfarrkirche („Gebet und Segen über die Gemeinde“), mit dem „Tantum ergo“, der großen Hymne von Thomas von Aquin.

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